Medienerklärung 13-07-03

Protestaktion gegen Guantánamo – ethecon-Preisträgerin Diane Wilson klettert über den Zaun des Weißen Hauses

Der erste Positivpreis von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie, der Internationale ethecon Blue Planet Award, ist im Jahr 2006 an die US-amerikanische Umwelt- und Politaktivistin Diane Wilson verliehen worden. Nun ist die Mitbegründerin der Organisation „Code Pink – Women for Peace“ nach 57 Tagen Hungerstreik über den Zaun des Weißen Hauses geklettert, um von Präsident Obama die Schließung des Gefangenenlagers in Guantánamo und das Ende US-amerikanischer Folter zu fordern.

Mit dieser Aktion des zivilen Ungehorsams hat die 63-jährige Diane Wilson am 26. Juni, dem Internationalen Tag zur Unterstützung der Folteropfer, die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Wahlversprechen Barack Obamas gelenkt, das dieser immer noch nicht eingelöst hat: Guatánamo innerhalb eines Jahres nach Amtsantritt zu schließen und damit die unhaltbaren Zustände vor Ort zu beenden. Seit 2002 werden dort Gefangene im „Kampf gegen den Terror“ als „feindliche Kombattanten“ ohne Anklage oder ordentliches Gerichtsverfahren festgehalten. Diese Internierung verstößt sowohl gegen die Genfer Konventionen als auch gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten. Etliche Häftlinge sind mittlerweile als „ungefährlich“ eingestuft, aber trotzdem noch nicht freigelassen worden. Auch die Haftbedingungen selbst verstoßen gegen die Menschenrechte. Einige Gefangene werden in ständiger Isolationshaft gehalten. Die praktizierten Foltermethoden reichen von Schlafentzug bis „Waterboarding“, einer „Verhörmethode“, bei der beim Gefolterten das Gefühl erzeugt wird, er würde ertrinken. Seit April befinden sich viele der Gefangenen aus Protest im Hungerstreik.

Als Diane Wilson, wie ein Guantánamo-Häftling in einen orange-farbenen Overall gekleidet, im Anschluss an eine gemeinsame Protestaktion von Code Pink, Amnesty International und anderen Organisationen über den Zaun von Obamas Amtssitz stieg, wurde sie umgehend vom Secret Service festgenommen. Mittlerweile ist sie freigelassen worden und hat ihren eigenen Hungerstreik beendet. Am 23. Juli wird sie wegen „unerlaubten Betretens“ angeklagt. Aufgrund ihrer vielfältigen Protestaktionen ist ihr schon mehrfach der Prozess gemacht worden. Unter anderem weil die in vierter Generation als Fischerin am Golf von Mexiko lebende Wilson im Jahr 2010 während der Senatsanhörung des damaligen BP-Chefs Tony Hayward lautstark forderte, diesen wegen der Deepwater-Horizon-Katastrophe anzuklagen.

„Diane Wilson hat am 26. Juni 2013 in Washington unter Beweis gestellt, dass sie den Internationalen ethecon Blue Planet Award zu Recht erhalten hat. Ohne Rücksicht auf ihre Person hat sie sich gegen das himmelschreiende Unrecht in Guantánamo gestellt,“ erklärt ethecon-Vorstand Axel Köhler-Schnura. „Ihr unermüdlicher und selbstloser Einsatz für Menschenrechte, Umweltschutz, Frieden und soziale Gerechtigkeit nötigt uns immer wieder neuen Respekt ab. Was sie getan hat, hat sie auch in unserem Namen getan. Wir danken ihr für ihre mutige und tapfere Aktion.“

ethecon ist vor allem durch die jährliche Vergabe der Internationalen ethecon Blue bzw. Black Planet Awards in Berlin bekannt. Die ethecon Positiv-Preise ehrten in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009), Elias Bierdel/Österreich (2010), Angela Davis/USA (2011) sowie Jean Ziegler/Schweiz (2012). Die ethecon Negativ-Preise hingegen schmähten jeweils namentlich benannte Manager und AktionärInnen der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009), BP/Großbritannien (2010), Tepco/Japan (2011) und Glencore/Schweiz (2012).

Die diesjährige Preisverleihung der Positiv- und Negativpreise findet im Rahmen einer ethecon Tagung am 16. November 2013 in Berlin statt.

ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“, die sich mit ihren derzeit 38 ZustifterInnen und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.