Aktuelle Meldungen / ArbeiterInnen von Formosa

ArbeiterInnen von FORMOSA PLASTICS freuen sich über „Black Planet Award 2009“

In Texas gibt es eine Gruppe von ArbeiterInnen des FORMOSA-Konzerns, die sich zusammengeschlossen hat, um sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen: Injured Workers United.

Uns erreichte ein Schreiben von „Injured Workers United“, in dem sie die Verleihung des internationalen ethecon-Schmähpreises „Black Planet Award 2009“ an die Verantwortlichen des aus Taiwan stammenden multinationalen Konzerns FORMOSA PLASTICS begrüßen. Der Schmähpreis wird in einem öffentlichen Festakt in Berlin verliehen:

                   ethecon Tagung 2009
                   mit Verleihung der beiden ethecon-Preise 2009
                   Samstag, 21. November 2009, 14 Uhr
                   Pfefferwerk, Großer Saal (Haus 13)
                   Schönhauser Allee 176, 10199 Berlin

Bitte melden Sie sich zur kostenfreien internationalen ethecon-Tagung direkt hier an.

In ihrem Brief schreiben die „Injured Workers United“:

„Wir haben uns zusammengeschlossen, um uns gegenseitig zu unterstützen im Rahmen unserer erlittenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, unserer Krankheiten, unserer finanziellen Nöte und den Erfahrungen, dass wir bei einem Konzern arbeiten, der ein hohes Maß an Missachtung seiner Arbeiter, der Gesellschaft und der Umwelt an den Tag gelegt hat und noch immer legt.

Einige von uns haben bei FORMOSA in Point Comfort/Texas gearbeitet, seit das Werk 1981 errichtet wurde. Viele von uns waren 18, 20, 25, 27 Jahre bei FPG beschäftigt und haben eine andauernde Gleichgültigkeit der Firma gegenüber ihren Beschäftigten und ein gefährliches Unvermögen in der Geschäftsführung erfahren müssen. …

Viele von uns haben Thrombocyten, neurologische Schäden, kognitive Beeinträchtigungen, ernste periphere Neuropathien – all das kann nur behandelt werden mit implantierten Geräten, die das Nervensystem kontinuierlich mit Morphium versorgen. Eines unserer Mitglieder hat einen Freund an seinem Arbeitsplatz, der an einem Gehirntumor starb. Ein anderer Arbeiter, der die Ventile und Verbindungen kontrollierte, … starb an Leberkrebs. Bei einer Anzahl von Arbeitern entwickelten sich Knoten am Kopf und ihnen wurde von Freunden geraten, eine Biopsie durchführen zu lassen. Sie taten es nicht, denn sie hatten Angst vor der Diagnose: Gehirntumor.

Die Sorge wegen der Gehirntumoren war unter den Kollegen derart verbreitet, dass FORMOSA ein Memo an alle Beschäftigten im Vinyl-Bereich sandte, in dem sie mitteilten, dass sie einen Arzt für Gespräche über Gehirntumoren zur Verfügung stellen. Im wesentlichen erzählte der Arzt dann den besorgten Arbeitern, dass es keine Verbindung zwischen Vinylchlorid und Gehirntumor-Erkrankungen gibt. Tja, was verursacht dann die Tumoren? Wahrscheinlich der Gartengrill. Zu viel Wasser. Schließlich macht die Dosis die Vergiftung aus.

Einer der geschädigten Arbeiter war damit beauftragt, bei FORMOSA täglich die Daten über die Vinyl-Lecks in der PVC-Produktionseinheit zu sammeln. Er sagte, dass die Luftverseuchung von 1,2 über 7 über 13 über 35 über 177 über 987 bis zu 6.000 pro eine Million Teile (ppm) reichte. Und das jede Stunde an jedem Tag in jedem Jahr. Und er war dort 25 Jahre. In einem anderen Fall wurde versehentlich Ethylendichlorid in die PVC-Anlage geleitet, die Arbeiter wateten drei Tage lang in der Giftbrühe und hatten nichts außer Gummistiefeln und Handschuhen, um sich zu schützen. Wieder ein anderes Mal wurde die Prozess-Leitung versehentlich an das Trinkwasser angeschlossen und die Arbeiter tranken mit Vinylchlorid verseuchtes Wasser. Ein Arbeiter wurde von seinem Vorgesetzten damit beauftragt, den Bericht über einen Unfall, bei dem vier Tonnen Vinylchlorid freigesetzt wurden zu fälschen, damit FORMOSA in ihrem Bericht an die EPA 2,79 Pfund melden konnte. …

Unsere Gruppe arbeitet mit Wissenschaftlern des Gesundheitszentrums der Tulane Universität, der Abteilung für Öffentliche Gesundheit und Tropische Medizin der Texas A&M für Veterinärmedizin und mit dem Medizinischen Bereich der Universität von Texas in Galveston zusammen. Sie sind alle ebenso alarmiert über die Gesundheitsprobleme bei uns wie wir. Die Krankenhäuser in Taiwan nennen das Krankheitsbild der FORMOSA-Arbeiter ‚FORMOSA Syndrom’. Wir haben hier in Texas die gleichen Probleme.“