Grußwort Angelika Beer

Ich freue mich über die Preisverleihung an Elias Bierdel und gratuliere der Stiftung „ethecon“ zu ihrer Wahl! Ich kenne Elias seit etwa 10 Jahren. Als wir uns in der mazedonischen Hauptstadt Skopje zum ersten Mal trafen war er Journalist und berichtete für die ARD aus (Ex-)Jugoslawien. Seine mutige Berichterstattung aus dem Kosovo während des NATO-Bombardements hatte ihm viel Bewunderung, aber auch einige Kritik eingetragen: manchen galt er als „Kriegshetzer“ (in diesen Ruf konnte man damals auch als Grünen-PolitikerIn schnell kommen!), andere hielten ihn für lebensmüde.

Nun, ich konnte mich davon überzeugen, dass beides nicht der Fall war. Vielmehr lernte ich Elias als einen Menschen kennen, der aus tiefer Abscheu gegenüber Ungerechtigkeiten und der oft damit einhergehenden Heuchelei heraus argumentierte und (noch wichtiger!) auch handelte. Deshalb war ich nicht überrascht, ihm wenig später als Vorsitzenden von „Cap Anamur“ wieder zu begegnen. Seine Auslegung des Prinzips der „radikalen Humanität“ – nicht fragen, sondern helfen! – hat mir gefallen. Dass ihn seine in dieser Hinsicht kompromisslose Haltung wenig später ins Gefängnis bringen sollte, hat viele Menschen schockiert und aufgerüttelt. Die jahrelange Strafverfolgung wegen der Rettung von 37 Schiffbrüchigen ist ein Skandal der italienischen, der europäischen Justiz. Wir wissen heute: das ist kein Einzelfall. Solche Schauprozesse werden durchgeführt, um „Nachahmungstäter“ abzuschrecken. Die Rettung von Schiffbrüchigen, jedenfalls wenn es sich um Afrikaner handelt, wird vor Europas Seegrenzen nicht mehr als Akt der Menschlichkeit, sondern als kriminelle Handlung be- und verurteilt.

Dass die tödlichen Konsequenzen der Abschottungspolitik heute mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringen, das ist auch ein Verdienst von Elias Bierdel.

Gemeinsam mit Kapitän Stefan Schmidt und weiteren MitstreiterInnen gründete er 2007 „borderline europe – Menschenrechte ohne Grenzen“, um die entsetzlichen Zustände an den EU-Aussengrenzen mit den tausenden anonymen Toten zu untersuchen und anzuprangern.

Auch dafür hat er meine Sympathie – und volle Unterstützung!

Der Kreis schloss sich zunächst als wir uns in diesem Sommer auf der Friedensburg Stadt Schlaining wieder begegneten. Elias Bierdel als Projektleiter der Friedenskurse, ich als Vorsitzende des Parlamentarischen Netzwerkes für Konfliktprävention. Ich bin sicher, dass die Preisverleihung durch „ethecon“ seinen Einsatz für Frieden und Humanität angemessen würdigt.