Andreas Fuhs: No Fracking – Kein Gift in unsere Erde!

Leicht förderbare konventionelle Öl- und Gasvorräte werden immer seltener gefunden und die konventionelle Förderung geht in zahlreichen Ländern zurück. Öl- und Gaskonzerne versuchen daher mit immer aufwändigeren, riskanteren und umweltschädigenderen Mitteln neue Ressourcen zu erschließen: in der Arktis, Ölsande in Kanada, Tiefseebohrungen oder Fracking.

Fracking steht als Abkürzung für „Hydraulic Frakturierung“, hydraulische Rissbildung, von der Industrie beschönigend auch manchmal hydraulische Stimulierung genannt. Diese Fördertechnik wird vor allem bei unkonventionellem Erdgas eingesetzt, das ohne Fracking nicht gefördert werden kann.

Industrie und Fracking-Befürworter beschwören die Herstellung von Energieversorgungssicherheit, die Reduktion des CO2-Ausstoßes, Schiefergas als Brückentechnologie bei der Energiewende, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die angebliche Umweltverträglichkeit des Fracking. Energiekonzerne erhoffen sich in Anbetracht der Verknappung der konventionellen Öl- und Gasvorräte neue profitable Anlagefelder. Kritiker betonen die negativen Auswirkungen auf Umwelt, Wasserversorgung und Klima. Sie verweisen auf zahlreiche Unfälle, Verschmutzungen bei der bisherigen Anwendung und die mit Fracking verbundenen Langzeitrisiken.

Worum geht es?

Fracking wird vor allem bei der Förderung von unkonventionellem Erdgas und Erdöl angewandt. Was ist aber unkonventionelles Erdgas bzw. Erdöl und worin unterscheidet es sich von konventionellen Vorkommen? Als unkonventionelles Erdgas gelten Schiefergas, Kohleflözgas und Tight Gas. Unkonventionelles Erdöl sind Ölsande, Schweröl und Schieferöl – nicht zu verwechseln mit Ölschiefer. Da die Grundprinzipien ähnlich sind, konzentriere ich mich im Folgenden auf Erdgas, und hier speziell auf Schiefergas.

Im Unterschied zu konventionellen Lagerstätten sind unkonventionelles Erdgas und Schieferöl im Muttergestein oder in gering durchlässigen Gesteinen gebunden. Es strömt deshalb schwieriger der Bohrung zu und kann nur mit speziellen Fördermethoden und einer großen Anzahl an Bohrungen erschlossen werden. Der Hauptunterschied besteht also in der Art der Lagerstätte und der sich daraus ergebenden unkonventionellen Fördermethode.

Um das Erdgas beziehungsweise Erdöl zu fördern muss die Durchlässigkeit des Gesteins erhöht werden. Die hierfür verwendete Technik ist Fracking. Dabei wird die Bohrung im Zielhorizont – teilweise mehrfach – horizontal bis zu mehreren Kilometern abgelenkt um das gas- bzw. ölhaltige Gestein möglichst vollständig zu durchdringen. In die Bohrung werden Öffnungen gesprengt. Beim Fracking wird dann mit großen Drücken von bis über 1000 Bar eine Flüssigkeit, das sogenannte Frac-Fluid, in das Bohrloch gepresst um das Gestein aufzubrechen und Risse zu bilden, damit das Gas der Bohrung zuströmen kann.

Bestandteil der Frac-Flüssigkeit sind großen Mengen Wasser, Stützmittel um die gebildeten Risse offen zu halten, zum Beispiel Quarzsand, sowie zahlreiche Chemikalien. Auch Diesel wurde bereits verwandt. Die genaue Zusammen- setzung des Frac-Fluids wird oft als Betriebsgeheimnis gehandhabt. Zahlreiche Inhaltsstoffe sind aber inzwischen bekannt. Darunter sind wassergefährdende, hochgiftige, krebserregende, erbgut- und fruchtbarkeitsschädigende Chemikalien. Beispielsweise hormonell wirkende Oktylphenol Ethoxylate oder krebserregende BTEX-Aromate. Fachleute aus Forschung und Wasserwirtschaft waren entsetzt, als sie die ersten Listen mit den Chemikalien sahen.

ExxonMobil kündigte inzwischen an, in einigen Jahren ohne giftige Chemikalien fracken zu können und will so die Kritiker besänftigen. Allerdings stellte das vor einem Jahr veröffentlichte Gutachten des Umweltbundesamtes fest, dass auch bei der von ExxonMobil vorgeschlagenen alternativen Zusammensetzung von einem hohen Gefährdungspotential auszugehen ist.

Ein Teil der in das Bohrloch gepumpten Frac-Flüssigkeit, zwischen 20 und 70 Prozent, wird zurückgefördert, der sogenannte Flowback. Der Rest verbleibt im Untergrund. Mit dem Flowback gelangt auch Lagerstättenwasser nach oben, das radioaktive Substanzen, Quecksilber und Benzol enthalten kann. Zurückgeförderte Frac-Flüssigkeit und Lagerstättenwasser, das auch bei konventionellen Bohrungen anfällt, müssen transportiert, gelagert und entsorgt werden. Ein großes Problem. Beispielsweise wurden in Niedersachsen undichte Leitungen verwendet, so dass Boden und Grundwasser mit Benzol kontaminiert wurden. Meist werden diese Abwässer in alten Bohrlöchern verpresst. Das schafft neue Langzeitrisiken und kann Erdbeben auslösen, wie inzwischen mehrere Studien nahelegen.

Um ein Feld großflächig zu erschließen, sind zahlreiche Bohrungen notwendig, deutlich mehr als bei konventionellen Lagerstätten. Der Frac-Vorgang wird je nach geologischen Bedingungen bei abfallender Förderrate bis zu 20-fach wiederholt. Und die Förderrate fällt bei Schiefergasbohren schnell steil ab, so dass neue Fracks oder Bohrungen notwendig werden.

Fracking an sich ist nicht etwas grundsätzlich neues. Erste Fracs fanden Ende der 1940er Jahre durch Haliburton in den USA statt. Seitdem wurde Fracking vor allem in vertikalen konventionellen Bohrungen und in Tight Gas zur Erhöhung der Ausbeutungsrate der Öl und Gasfelder eingesetzt, in Deutschland seit 1961 etwa 300 mal, vor allem seit den 90er Jahren. In Schiefergas und in Kohleflözgas wurden in Deutschland bislang nur Fracks in jeweils einer Bohrung in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen durchgeführt.

Neben gestiegenen Öl- und Gaspreisen, der Verknappung konventioneller Reserven und der Aufweichung von Umwelt- schutzgesetzen in den USA 2005 trugen die Weiterent- wicklungen der Fracking- und der Horizontalbohrtechnik sowie deren Kombination dazu bei, dass seit einigen Jahren nun auch unkonventionelle Erdgas- und Erdölreserven in großem Maßstab erschlossen werden, die zuvor als nicht förderbar galten. Das heutige Fracking in Horizontalboh- rungen zur Förderung aus unkonventionellen Lagerstätten in einer Vielzahl an Bohrungen ist daher nicht mit dem früheren Fracking gleichzusetzen.

Weltweit gibt es wenige Firmen, die die Technik und die Mischungen des Fluids stellen und das Fracking durchführen. Die größten und bekanntesten sind Halliburton und Schlumberger.

In den USA kommt Fracking mittlerweile großflächig zum Einsatz. Wie die dortigen Erfahrungen zeigen und wie es von Studien vor allem in den letzten Jahren untermauert wird, ist Fracking mit zahlreichen negativen Umweltauswirkungen und Langzeitrisiken verbunden.

Chemikalien müssen transportiert und gelagert werden, ebenso der Flowback und das Lagerstättenwasser. Hierbei kann es leicht zu Unfällen kommen. Das Hochwasser im September in Colorado/USA überschwemmte auch Tausende Fracking-Bohrplätze. In den Fluten schwammen die dort weggespülten Tanks. Welches Ausmaß diese Katastrophe hat, ist bislang noch nicht bekannt.

Eine der größten Schwachstellen ist die Bohrlochabdichtung. Zahlreiche Bohrungen weisen Leckagen auf. Es gibt bisher keine Langzeitstudien darüber, wie sich die großen Belastungen während der Fracks auf Rohre und Zementierung auswirken. Kommt es aber hier zu Schäden, können Methan, Chemikalien und Lagerstättenwasser in das Grundwasser gelangen.

Die Sprengungen im Untergrund sind nicht vollständig kontrollierbar. Niemand kann genau wissen, was dort für Risse entstehen und wie sich diese mit natürlichen Erdspalten oder alten Bohrungen verbinden so dass ein Aufstieg möglich wird.

Die Meisten dürften inzwischen das Bild aus dem Film Gasland kennen, das wie kein anderes für Fracking steht. Ebenfalls in den USA, in Pavillion / Wyoming empfahl die Umweltbehörde der Bevölkerung zur Sicherheit nur noch bei offenen Fenstern zu duschen.

Die Probleme mit der Entsorgung von Lagerstättenwasser und Fracflüssigkeit erwähnte ich bereits. Neben Gefahren für das Grund- und Trinkwasser ist das Fracking mit weiteren Risiken verbunden.

Zahlreiche Erdbeben werden inzwischen auf das Fracking und die Verpressung des Lagerstättenwassers zurückgeführt. In Großbritannien und den Niederlanden war das Erdbebenrisiko wesentlicher Grund für die dortigen Fracking-Moratorien. Im US-Bundesstaat Ohio wurde die Verpressung von Abwässern für Erdbeben verantwortlich gemacht. Auch für die Beben in Niedersachsen wird ein Zusammenhang mit der dortigen Erdgasförderung vermutet. Erdstöße als Folge der Erdgasförderung sind schon länger bekannt. Ursache ist die Druckveränderung. Fracken schwächt das Gestein zusätzlich.

Aufgrund des hohen Aufwandes für die Förderung und vor allem wegen unkontrolliert austretendem Methan hat das mit Fracking geförderte unkonventionelle Erdgas eine deutlich schlechtere Klimabilanz. Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2. Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Stromerzeugung aus Schiefergas eine schlechtere Klimabilanz hat als die Kohleverstromung.

Hinzu kommen ein großer Wasserbedarf, die hohe Verkehrs- und Luftbelastung für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Landschaftsverbrauch aufgrund der hohen Dichte der Bohrplätze um den Untergrund großflächig zu erschließen.

Die Gasmengen, die in unkonventionellen Lagerstätten lagern, sollen enorm sein. Die Schätzungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, sie schwanken aufgrund unterschiedlicher Methoden stark und sind zum Teil auch politisch bedingt. Für manche Gebieten wurden sie inzwischen wieder stark nach unten korrigiert. Beispielsweise reduzierte die US-amerikanische Energieagentur (EIA) die Prognose über förderbare Schiefergasreserven im Marshellus-Feld auf nur noch Ein Drittel der vorherigen Schätzungen und des gesamten US-Potentials um die Häfte. In Polen wurde 2010 noch ein Schiefergaspotential von mehr als 5 Billionen Kubikmeter vermutet. Neuere Schätzungen gehen von weniger als einem Fünftel aus. ExxonMobil verkündete 2012 nach mehreren erfolglosen Bohrungen den Rückzug aus der polnischen Schiefergasförderung.

Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, der BGR, kommen auf ein technisch förderbares Potential weltweit von etwa 157 Billionen Kubikmeter Schiefergas. Zum Vergleich: Der Weltjahresverbrauch von Erdgas beträgt etwa 3,3 Billionen Kubikmeter. Die größten Ressourcen werden in Argentinien, Mexiko, Südafrika und den USA vermutet, in Europa vor allem in Frankreich, Norwegen und Deutschland. In Deutschland sollen laut BGR 6,8 bis 22,6 Billionen Kubikmeter Schiefergas lagern. Die davon technisch förderbare Menge wird auf 10 Prozent, also 0,7 bis 2,2 Billionen Kubikmeter geschätzt, im Mittel der 13-fache Jahresverbrauch Deutschlands.

Die größten Potentiale für Schieferöl vermutet die BGR in China,Venezuela, den USA, Russland, Australien, Argentinien und Kanada. In Europa soll Schieferöl vor allem in Polen, Frankreich und Deutschland zu finden sein. (BGR)

In den USA wird Fracking bereits großflächig angewandt. Vor allem seit Mitte des letzten Jahrzehnts. 2005 wurde unter Bush und Cheney, dessen enge Verbindungen zu Haliburton bekannt sind, der „Clean Energy Act“ verabschiedet. Darin wird Fracking ausdrücklich von Wasserschutzgesetzen ausgenommen.

Seitdem wurden zehntausende Bohrungen in den USA niedergebracht um die unkonventionellen Lagerstätten zu erschließen. Dies führte zu einem Stopp des Rückgangs und zur deutlichen Steigerung der Öl- und Gasproduktion. Mit über 650 Mrd Kubikmetern sind die USA inzwischen größter Gasproduzent vor Russland. Auch bei der Schieferölförderung gibt es ein deutliches Wachstum, das zur Verringerung von Ölimporten durch die USA führt.

Der – auch als Schiefergasrevolution bezeichneten – Ent- wicklung werden zahlreiche Folgen nachgesagt: Niedrige Preise und Reindustrialisierung der USA, Arbeitsplätze, Energieimportunabhängigkeit und geringeres Interesse am Nahen und Mittleren Osten. Unter den deutschen Medien tat sich dabei insbesondere das Handelsblatt mit ihrer Lob- preisung vor allem der billigen Erdgaspreise in den USA hervor. Einige Worte daher zu den wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen der Schiefergas- und Schieferöl- förderung:

In den USA sank der Gaspreis von 10 bis 15 Dollar 2009 auf bis zu 1,90 Dollar im April 2012. Zu diesem Preis ist die Förderung von Schiefergas nicht mehr rentabel, die geschätzten Förderkosten liegen bei 5 US-Dollar. Die Anzahl neuer Bohrungen sinkt daher inzwischen wieder. Allerdings können die Konzerne noch mit den bei der Förderung ebenfalls gewonnen Kondensaten und Flüssiggas Geld verdienen, da deren Preise sich an dem nach wie vor hohen Erdölpreis orientieren.

Eine wesentliche Ursache des niedrigen Gaspreises in den USA liegt in dem Fehlen eines entwickelten Weltmarkt bei Erdgas. Erdgas wird nach wie vor vor allem über Pipelines transportiert. Mangels Verflüssigungsanlagen kann das Erdgas noch nicht aus den USA exportiert werden. Spätestens wenn solche gebaut wurden, die Rede ist von beginnenden Erdgasexporten in den nächsten Jahren, dürfte der Erdgaspreis in den USA deutlich steigen.

Der günstige Erdgaspreis führt in den USA zu einer Ersetzung von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke in der Stromerzeugung. Der Anteil des Kohlestroms ist von etwa 50% auf unter 40% Prozent gesunken, und damit auch der CO2-Austoß der USA. Dafür ist deren Kohle auf dem Weltmarkt billig zu haben und wir beobachten einen Anstieg der Kohleverstromung mit billigen Kohleimporten beispielsweise in Deutschland.

Eine große Bedeutung wird auch der geringeren Abhängigkeit der USA von Energieimporten beigemessen. Mit Erdgas können sich die USA nahezu wieder selbst versorgen. Der Anteil des importierten Erdöls am Gesamtverbrauch sank von 60 Prozent Mitte des letzten Jahrzehnts auf unter 50 Prozent in den letzten Jahren. Allerdings werden die USA beim Erdöl nicht die Selbstversorgung erreichen. Selbst Prognosen der amerikanischen Energieagentur gehen lediglich von einem Sinken des Importanteils auf 37 Prozent in den nächsten 20 Jahren aus.

Bisweilen wird aus der geringeren Importabhängigkeit der USA abgeleitet, die USA seien nun nicht mehr auf die Ölversorgung aus dem Nahen und Mittleren Osten angewiesen und verlören daher das Interesse an dieser Region. Das ist deutlich übertrieben. Die USA werden nicht importunabhängig werden. Sie waren auch in der Vergangenheit nie in besonderem Maße vom Nahen und Mittleren Osten abhängig – große Teile der Importe stammen aus Mexiko, Kanada, Südamerika und Westafrika. Und Schließlich besteht das Interesse der USA im Nahen und Mittleren Osten nicht nur in der physischen Sicherung der eigenen Ölversorgung, sondern auch wesentlich in der Kontrolle der Energieversorgung von China, Europa und Japan sowie in der Erhaltung des Fakturierung des Erdöls in US-Dollar.

Aufgrund der unverantwortlichen Risiken und der Folgen des Fracking entwickelt sich weltweit der Widerstand. Von den USA bis nach Indien, von Südafrika bis nach Skandinavien kämpfen Betroffene gegen die unkonventionelle Gas- und Ölförderung.

In manchen Staaten konnte der Widerstand wichtige Erfolge erreichen. Das erste Land in Europa, das die Schiefergasförderung mit Fracking aufgrund der Proteste verbot, war Frankreich im Juni 2011. Das Verbot wurde jüngst, im Oktober, auch vom Verfassungsgericht bestätigt. In Tschechien und Bulgarien ist Fracking ebenfalls verboten. Erdbeben in der Region Blackpool waren in Großbritannien der Grund für ein Moratorium, das jedoch inzwischen aufgehoben wurde. In den Niederlanden wurden geplante Projekte zunächst gerichtlich gestoppt. Grund war das auch hier das Erdbebenrisiko. Fast überall, wo bekannt wird, dass die Öl- und Gaskonzerne Fracking planen, tritt ihnen massiver Widerstand von Anwohnerinnen und Anwohnern entgegen. Im Oktober musste Chevron seine Probebohrungen nach Schiefergas in der ostrumänischen Gemeinde Pungesti abbrechen, nachdem Tausende Demonstranten über mehrere Tage dagegen demonstriert und den Weg blockiert hatten. In Polen, dem Land, das in Europa am offensivsten auf Fracking setzt, blockieren Bauern Straßen und Bohrplätze, können Konferenzen nicht ungestört stattfinden. Und auch in den USA wächst der Widerstand, gibt es Moratorien in einzelnen Regionen, beispielsweise im Staat New York.

Auch in Deutschland wollen ExxonMobil, Wintershall, RWE , BNK und Co unkonventionelles Erdgas mit Fracking fördern. Zahlreiche Aufsuchungsgenehmigungen wurden bislang erteilt. Damit ist noch keine Genehmigung des Fracking verbunden, es ist aber der erste Schritt dahin. Gemeinden und Anwohner werden dabei meist übergangen. Umweltverträglichkeitsprüfungen sind in Deutschland erst bei einem Fördervolumen ab 500.000 Kubikmeter Erdgas vorgeschrieben. Dieses wird jedoch bei unkonventioneller Erdgasförderung nie erreicht.

Gegen das Fracking formiert sich auch hierzulande Widerstand. Zahlreiche Bürgerinitiativen gegen Fracking wurden gegründet. Ungezählte Gemeinden haben – oft einstimmig – Resolutionen verabschiedet. Verbände von Umweltschutzverbänden über Wasserwirtschaft und Bauern- verbände bis zu Bierbrauern sprechen sich gegen Fracking aus.

Ein Erfolg dieses Widerstandes ist es, dass inzwischen seit gut 2 Jahren in Deutschland kein Frack mehr genehmigt wurde. In Nordrhein-Westfalen gilt ein Moratorium, d.h. Anträge werden nicht bearbeitet. Dies ist aber keine rechtssichere Lage, da die Konzerne einen Bescheid über ihre Anträge einklagen könnten. Das erste Bundesland, das ein Moratorium beschloss war Nordrhein-Westfalen. Weitere folgten. Schleswig-Holstein beantragte im Frühjahr ein Verbot zumindest des Fracking mit wassergefährdenden Chemikalien. Leider schlossen sich diesem Antrag keine weiteren Bundesländer an.

Im Bundestag sind mehrere Anträge für ein Moratorium oder ein Verbot sowie eine Reform des Berggesetzes gescheitert. Anfang diesen Jahres – zwei Jahre nach den ersten Anträgen von Grünen und LINKEN – legten dann CDU und FDP Entwürfe für eine Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes und der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung vor, die Fracking auf über 80% der Fläche Deutschlands erlaubt hätte. Am massiven Widerstand der Bürgerinitiativen und aufgrund der anstehenden Wahlen wurde der Gesetzentwurf schließlich zurückgezogen.

Was erwartet uns nun nach den Bundestagswahlen? Zeitungsberichten zufolge haben CDU und SPD ein Fracking-Moratorium vereinbart. Wenn man jedoch genau hinschaut, dann lässt die Vereinbarung zahlreiche Möglichkeiten für Fracking offen. Das fängt damit an, dass die Einigung nur sogenanntes unkonventionelles Erdgas betrifft. Diese Definition ist jedoch ungenau. Diese Grenze, ab der eine Gaslagerstätte als Tight Gas, als unkonventionell, gilt ist nicht eindeutig festgelegt. Und soll Fracking in konventionellen Lagerstätten erlaubt werden? Auch wird wieder nur eine Reform des Wasserhaushaltsgesetzes und der UVP-Verordnung beabsichtigt, anstelle ein klares Fracking-Verbot in das Berggesetz aufzunehmen.

Das akuteste Fracking-Projekt in Deutschland liegt im Kreis Diepholz in Niedersachsen. Dort will Wintershall mit mehreren Fracks Tight-Gas-Vorräte erschließen. Nachdem die untere Wasserbehörde das Vorhaben abgelehnt hat liegt der Antrag nun beim grünen Umweltminister Wenzel als oberer Wasserbehörde. Seine Entscheidung steht immer noch aus.

Auch wenn sich inzwischen die Stimmen häufen, dass die Schiefergasförderung in Europa nicht rentabel sei, die Förderung in den USA stagniert, sich ExxonMobil erfolglos aus Polen verabschiedet hat, BNP und Wintershall einige Lizenzen in Deutschland zurückgegeben haben und die große Koalition von einem Moratorium spricht, dürfen wir uns nicht darauf verlassen.

Manche politischen Initiativen – z.B. die Bundesratsinitiative Schleswig-Holsteins – konzentrieren ihre Kritik auf das Fracking mit giftigen Chemikalien. Die Kritik sollte aber nicht auf die eingesetzten Chemikalien reduziert werden. Aufgrund der öffentlichen Kritik arbeiten die Konzerne daran, weniger und andere Chemikalien zu verwenden – das sogenannte Green Fracking. Jedoch ist auch das Fracking mit weniger bedenklichen oder ohne giftige Chemikalien zu gefährlich.

Fracking in der Öl- und Gasförderung ist mit unverantwortbaren Risiken und negativen Auswirkungen verbunden. Die Gewinne aus Fracking machen die Energiekonzerne, die Schäden erleiden die Anwohner und folgende Generationen. Fracking muss daher mit und ohne Chemikalien verboten werden, wie es auch die von Bürgerinitiativen verabschiedete Korbacher Erklärung fordert.

Nicht nur das Fracking, auch die gängige Praxis der Verpressung des Lagerstättenwasser als privatwirtschaftlich kostengünstigste Entsorgung birgt ein großes Langzeitrisiko und muss daher verboten werden. Die Abwässer müssen nach dem neuesten Stand der Technik aufbereitet werden.

Die Kampagne für das Fracking zielt nicht nur auf die Anwendung dieser Technologie selber. Sie ist Bestandteil der Kampagne gegen die sogenannte Energiewende. Statt klimaschädliches Fracking brauchen wir die Überwindung des fossilen Energieregimes mit Energieeinsparung und Umstieg auf erneuerbare Energien.