Grußwort Markus Henn und Peter Wahl / WEED

Herzlichen Glückwunsch an Jean Ziegler für die Verleihung des Blue Planet Award. Glückwunsch aber auch an ethecon für die glückliche Wahl. Jean ist ein ausgesprochen würdiger Preisträger.

Er gehört zu jenen Menschen, die nie müde werden, die Zumutungen der herrschenden Verhältnisse auf unserem Planeten, darunter an erste Stelle den unerträglichen Dauerskandal des Welthungers, anzuprangern. Er tut dies mit der Leidenschaft eines Zwanzigjährigen und zugleich mit der Sachkenntnis des erfahrenen Gelehrten.

Und er spricht Klartext. Dort, wo andere mit in diplomatischer Watte verpacktem UNTalk den Privi-legierten, Reichen und Mächtigen nicht auf den Schlips treten möchten, nennt er Ross und Reiter. Vor der UNO-Vollversammlung genauso wie vor 2.000 jungen Aktivisten und Aktivistinnen beim G8-Alternativgipfel in Heiligendamm.

Aber Ziegler beschreibt nicht nur die Zustände. Er hat einen klaren Blick für deren systemischen Ursachen. Er weiß, dass man nicht über Armut reden und gleichzeitig über Reichtum schweigen kann. Dass Grundnahrungsmittel zum Gegenstand spekulativer Geschäftsmodelle werden hat er lange vor der Finanzkrise thematisiert. Er hat darauf hingewiesen, dass sich hinter der Nadelstreifenfassade aus scheinbarer Seriosität und Solidität ein buchstäblich tödliches Geschäft verbirgt.

Und Jean Ziegler sprach auch lange vor der Finanzkrise vom Kapitalismus. Er tat dies, als der Zeitgeist jeden, der auch nur den Begriff in den Mund nahm, dem GULAG zuordnete. Aber Ziegler hatte eben nicht vergessen, dass der Geist der Zeiten, wie Goethe schon formulierte, doch nur der Herren eigner Geist ist. Er ging den aufrechten Gang, wo andere sich opportunistisch anpassten.

Und Ziegler nannte Namen: das Agro-Business und transnationale Konzerne, Banken und Fonds und tutti quanti. Das erfordert Mut, erst recht wenn man eine exponierte Stellung in einer UN-Institution einnimmt. Und da bleibt es natürlich auch nicht aus, dass man sich Feinde macht. Aber ob Bush-Administration oder Nestlé, ob Schweizer Banken oder die kulturferne Leitungs-Mafia der Salz-burger Festspiele, hier gilt: viel Feind viel Ehr!

Jean Ziegler steht mit seiner Haltung in der besten Tradition europäischer Intellektueller, in der Tradition von Aufklärung und emanzipatorischer sozialer Bewegungen, mit denen er übrigens schon immer freundschaftlichen Umgang pflegt. Er ist damit zum Ermutiger für viele Jüngere geworden, die sich in der globalisierungskritischen Bewegung, bei Occupy oder den Indignados für die Veränderung der Gesellschaft einsetzen.

Wir wünschen uns, dass Jean Ziegler so weiter macht – und das noch viele Jahre.