[ethecon email info] 10-10-23

Guten Tag,

das Thema, für das der Preisträger des ethecon Blue Planet Award 2010 steht, ist allgegenwärtig. Und doch wird es nach Kräften verdrängt: Die Flüchtlingsfrage. – Die ethecon Tagung am 20. November in Berlin mit Verleihung der beiden ethecon Preise 2010 wird sich ausführlich damit beschäftigen. Mehr dazu in dieser ethecon email info.

Weiterhin in dieser ethecon email info: +++ Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unsern Gründungsstifter Axel Köhler-Schnura und andere UnterzeichnerInnen des Aufrufs „Castor entschottern!“ +++ Günter Grass hat sich mit einer Solidaritätsadresse für den Preisträger Elias Bierdel zu Wort gemeldet. +++ Der Kapitän der Cap Anamur, Stefan Schmidt, der mit Elias Bierdel in Italien vor Gericht gestellt wurde, wird am 20.11. in Berlin dabei sein. +++ 17.000 Polizisten gegen die Aktionen „Atomkraft? Nein danke!“ im Wendland zusammengezogen.

Alles gute Gründen, sich jetzt einen Platz für die Veranstaltung „Atomkraft – Nein danke!“ mit Verleihung der beiden ethecon Preise 2010 am Samstag, 20. November 2010 um 14 Uhr zu sichern. Die Veranstaltung ist kostenfrei, aber anmeldepflichtig. Die Plätze für die Tagung sind begrenzt und werden strikt nach Eingang der Anmeldung vergeben. 64% aller Plätze zum Festakt sind bereits fest gebucht. Jetzt hier anmelden.

Mit solidarischen Grüßen

Axel Köhler-Schnura / Bettina Schneider
ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie*
www.ethecon.org / info@ethecon.org

* „ethecon“ ist die Zusammensetzung der englischen Begriffe „ethics“ (Ethik) und „economics“ (Ökonomie).

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Sie finden in dieser ethecon email info
(hier nur die Überschriften, die Artikel weiter unten in dieser eMail):

: 1
ethecon Tagung 2010
Mit Verleihung der ethecon Preise

: 2
Auf ins Wendland:
Der Castor rollt ab 5. November

: 3
Staatsanwaltschaft ermittelt:
Gründungsstifter von ethecon im Visier

: 4
Günter Grass:
Solidarität mit Elias Bierdel

: 5
ethecon Erklärung:
Fluchtursachen bekämpfen!

: 6
FRONTEX:
Tausendfacher Tod an Europas Außengrenzen

: 7
Rückblick 2009:
Beispiele deutscher Flüchtlingspolitik

: 8
Oury Jalloh:
Tod eines Flüchtlings

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: 1
ethecon Tagung 2010
Mit Verleihung der ethecon Preise

Bis zum 20. November werden wir Sie an dieser Stelle über unsere Tagung und deren aktuellen Buchungsstand informieren: Aktuell sind bereits 64% aller Plätze vergeben.

Die Veranstaltung ist kostenfrei, aber anmeldepflichtig. Die Plätze für die Tagung sind begrenzt und werden strikt nach Eingang der Anmeldung vergeben. Deshalb jetzt hier anmelden.

Achtung: Wir bitten ausdrücklich um Abmeldung, wenn ein gebuchter Platz nicht wahrgenommen werden kann.

ethecon Tagung 2010

Atomkraft – Nein danke!
Wolfgang Ehmke / BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

Verleihung der beiden
Internationalen ethecon Preise

Blue Planet Award 2010
an Elias Bierdel (Flüchtlings- und Menschenrechtsaktivist / Österreich)
Laudatio: Heidemarie Wieczorek-Zeul (MdB)

Black Planet Award 2010
an Großaktionäre und verantwortliches Management des BP-Konzerns
Schmährede: Dr. Windfried Wolf (Chefredakteur LunaPark21)

Samstag, 20. November 2010, 14 Uhr
Pfefferwerk Großer Saal, Schönhauser Allee 176

kostenfrei, aber anmeldepflichtig
Achtung: Die Veranstaltung ist bereits gut gebucht.

Jetzt steht fest: Auch der seinerzeit zusammen mit Elias Bierdel in Italien vor Gericht gezerrte Kapitän der Cap Anamur, Stefan Schmidt, wird an der Tagung in Berlin teilnehmen.

Das komplette Tagungsprogramm auf der ethecon Homepage.

Wer sich noch nicht angemeldet hat,
kann sich jetzt hier anmelden.

: 2
Auf ins Wendland!
Der Castor rollt ab 5. November

17.000 Polizisten sind zusammengezogen und verwandeln das Wendland – wie schon seit 1997 jedes Jahr – in eine Polizeidiktatur: Kein Feldweg, keine Hauseinfahrt ohne Polizeibewachung.

Schon alleine, um sich einmal selbst ein Bild von der Unvorstellbarkeit eines Polizeistaates zu machen, sollte jede/r einmal ins Wendland fahren und sich das ansehen, was da auf dem Boden unserer „Demokratie“ passiert.

Umgekehrt allerdings zeigen die Wendländer wahre demokratische Haltung: Kein Haus, kein Acker, kein Misthaufen ohne das gelbe (oder rote) Widerstandskreuz. „X-tausendmal quer!“ – so die einhellige Losung in diesem deutschen Landstrich, dessen BewohnerInnen so tapfer für uns alle kämpfen (und übrigens auch solidarisch an der Seite der StuttgarterInnen stehen, die gegen das Wahnsinnsprojekt „S21“ kämpfen. Bezeichnenderweise hat die Polizei in Stuttgart mit hartem Einsatz verhindert, das die Traktoren aus Gorleben in Stuttgart an der letzten Montagsdemo teilnehmen konnten).

Deshalb: Lassen wir die Wendländer nicht alleine kämpfen! Kommt alle ins Wendland. Am 6. November zur Großdemonstration in Dannenberg, in den folgenden Tagen zu den Blockaden allerorten.

Allen, die kommen, ist die Gastfreundschaft der WendländerInnen sicher. Jedes Haus, selbst die Hotels und die Kirchen sind geöffnet und stellen Schlafplätze für die Gäste zur Verfügung. Die Taxis und jede Menge Ortskundige fahren kostenlos zu den Blockadepunkten.

Auch wir von ethecon führen nicht nur die Veranstaltung „Atomkraft – Nein danke!“ am 20. November in Berlin durch, sondern sind persönlich im Wendland vor Ort dabei.

Infos gibt es hier und hier und hier und vielen anderen Stellen im Internet.

Am 20. November 2010 wird an unserer Tagung zur Verleihung der beiden ethecon Preise 2010 einer der OrganisatorInnen des mittlerweile seit 1997 ungebrochen andauerndes Widerstandes teilnehmen, Wolfgang Ehmke von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg teilnehmen. Er wird uns ganz frisch von den wohl größten Aktionen in der Geschichte des Wendlandes berichten. Ausführliche Informationen zur Tagung finden Sie im Tagungsprogramm. Die Veranstaltung ist kostenfrei, aber anmeldepflichtig. Jetzt hier anmelden.

: 3
Staatsanwaltschaft ermittelt:
Gründungsstifter von ethecon im Visier

Konstantin Wecker hat es angekündigt. Hannes Wader hat es angekündigt. Viele Bundestagsabgeordnete haben es angekündigt. Und ethecon-Gründungsstifter und -Vorstandsmitglied Axel Köhler-Schnura hat es angekündigt:

„Am Tag X werden wir mit tausenden unterschiedlichen Menschen durch massenhaftes Schottern, also das Wegräumen von Schottersteinen aus dem Gleisbett, den Castor blockieren. Um auf die Strecke zu kommen werden wir gemeinsam Polizeiabsperrungen überwinden, umgehen oder durch sie hindurchfließen. Wir lassen uns nicht stoppen. Ziel unserer Aktion ist, die Schiene unbrauchbar zu machen und nicht, die Polizei anzugreifen.“
(Aus dem Aufruf „Castor schottern!“)

Der Atomdeal, den die Stromkonzerne bei Nacht und Nebel mit der Bundesregierung ausgehandelt haben, sorgt für Empörung und Wut. Wieder einmal wurden Konzerninteressen gegen die Bevölkerung durchgesetzt, ohne Wimpernzucken wurde über den Bürgerwillen hinweggegangen. Immerhin spricht sich eine deutliche Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung gegen die Atomkraft aus.

Die UnterzeichnerInnen des Aufrufs „Castor schottern!“ sind der Meinung: Wenn die Regierung und die Konzerne einen Schritt weitergehen, dann gehen sie eben auch einen Schritt weiter! Und zwar einen gewaltfreien, denn geschottert wird nur an einer eigens für den Verkehr stillgelegten Strecke, auf der nichts anderes als der Castor rollen wird und auch den Castor-FahrerInnen und -BewacherInnen wird rechtzeitig vom Schottern verkündet, so dass niemand in Gefahr gerät.

Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die UnterzeichnerInnen des Aufrufs. Gegen Konstantin Wecker, gegen Hannes Wader, gegen die Bundestagsabgeordneten und auch gegen unseren Gründungsstifter Axel Köhler-Schnura.

Die ca. 500 Betroffenen sehen der Sache gelassen entgegen. Ihnen ist klar: Selbst wenn die „Castor Schottern!“-Erklärung nicht vom Gesetzbuch gedeckt ist, sie ist legitim! Wenn die Regierung mit den Atom-Konzernen mauschelt, um ihnen Milliardenprofite zuzuschanzen, wenn sie gemeinsam Gorleben als Endlager zementieren wollen, obwohl längst bekannt ist, dass der Standort nicht geeignet ist – dann ist Widerstand gerechtfertigt, auch wenn er die engen Grenzen des Gesetzes überschreitet! Mit jeder Verlängerung der AKW-Laufzeiten wachsen die strahlenden Müllberge, unter denen nicht nur die nächste und übernächste Generation, sondern selbst die Kinder nach 50.000 Generationen noch zu leiden haben. Das muss ein Ende haben!

Die Einschüchterungsversuche haben jedenfalls ihr Ziel verfehlt: In den Tagen nach der Ankündigung der staatsanwaltlichen Ermittlungen hat sich die Zahl der UnterzeichnerInnen mehr als verdoppelt.

Das ist die richtige Reaktion: Schottern ist legitim – und deshalb Namen unter die Erklärung setzen! Fragt eure FreundInnen, ob sie die Erklärung unterzeichnen! Gemeinsam sind wir stärker!

Axel Köhler-Schnura, Vorstandsmitglied von ethecon und Gründungsstifter: „Die Gefahr geht nicht von uns aus. Die Staatsanwaltschaft sollte ins Visier nehmen, wer wirklich gemeingefährlich unser aller Leben und das Leben zigtausender von Generationen nach uns gefährdet. Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

: 4
Günter Grass über Elias Bierdel

Für das Dossier über den Preisträger des „Internationalen ethecon Blue Planet Award 2010“ ist es „ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ gelungen, vom Schriftstellter Günter Grass eine Solidaritätsadresse für die Menschenrechtsarbeit von Elias Bierdel zu erhalten.

Darin nennt Grass das „tausendfache, von unseren Behörden und Regierungen weitgehend vertuschte, Massensterben“ an den Außengrenzen der Europäischen Union „einen ungeheuerlichen Skandal“. Er weist darauf hin, dass sich die „Festung Europa“ mit „dem Abbau von Mauer und Stacheldraht im Innern“ gegenüber seinen Nachbarregionen nur um so mehr abgeschottet hat.

Er warnt eindringlich davor, dass das demokratische Europa, der „Kontinent der Menschenrechte“, mit seiner gewaltsamen Abwehr von Flüchtlingen „sein letztes moralisches und politisches Kapital verspielt“.

Die vollständige Solidaritätsadresse von Günter Grass ist mit anderen interessanten Grußwörtern Teil unseres Dossiers über Elias Bierdel und wird zur Tagung am 20. November in Berlin veröffentlicht. Ein Grund mehr, sich jetzt einen Platz für die Veranstaltung zu sichern. Melden Sie sich hier an!

: 5
ethecon Erklärung:
Fluchtursachen bekämpfen!

Elias Bierdel hat – ebenso wie sein Kollege Stefan Schmidt, der Kapitän der Cap Anamur – seinen Einsatz für Flüchtlinge mit einer Festnahme und einem jahrelangen Prozess bezahlt. Gedroht haben den beiden eine mehrjährige Haftstrafe und eine enorm hohe Geldbuße, die sie finanziell ruiniert hätte. Unter dem Eindruck des Erlebten und Erfahrenen haben Schmidt und Bierdel die Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisation „borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen“ gegründet. Diese kämpft gegen das tausendfache Sterben der Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen.

Vorstand und das Kuratorium der Stiftung ethecon haben bereits in einer Erklärung vom Dezember 2006 in einer Erklärung „Fluchtursachen bekämpfen!“ zu diesen Problemen Stellung bezogen. Die Situation hat sich bis heute weiter verschärft.

„ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ weist darauf hin, dass sowohl die Fluchtursachen als auch der Umgang mit den Flüchtlingen entscheidend dem herrschenden Wirtschaftssystem geschuldet sind. Entsprechend stellt ethecon sich solidarisch auf die Seite derjenigen, die ihre Heimat verlassen mussten. Die Stiftung fordert, dass Asyl gewährt wird, wo immer es Flüchtlinge gibt. Die reichen Länder müssen sich ihrer Verantwortung stellen und die Fluchtursachen – Krieg, Umweltzerstörung, Armut – und nicht die Flüchtlinge bekämpfen! Sowohl für die Behebung der Fluchtursachen als auch für die Kosten der Flüchtlingsströme müssen aus den Profiten der Konzerne bezahlt werden.

Bitte helfen Sie uns, auf diese Problematik weiterhin aufmerksam zu machen und Verbesserungen lautstark einzufordern. Engagieren auch Sie sich: Spenden Sie unter dem Stichwort „Fluchtursachen bekämpfen!“

Spenden können Sie hier. Fördermitglied (ab 60 Euro jährlich) werden Sie hier. Zustiften (ab 5.000 Euro) können Sie hier. Eine Ansparzustiftung (ab 20 Euro monatlich) zeichnen Sie hier.

: 6
FRONTEX:
Grenzschutz der Festung Europa

Die „Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union“, kurz FRONTEX genannt, wurde durch EU-Ratsbeschluss zum 1. Mai 2005 eingerichtet. (Der Name leitet sich von der französischen Bezeichnung für „Außengrenzen“ = „frontières extérieures“ ab.) Seitdem ist die Grenzschutz-Agentur immer wieder negativ in die Schlagzeilen geraten – wenn überhaupt einmal über sie berichtet worden ist. Denn das Verschweigen ihrer Aktivitäten hat durchaus System. Je weniger Aufmerksamkeit sie erregt, desto lieber ist das sowohl ihr als auch denjenigen, die sie mit der Verteidigung der Festung Europa beauftragt haben.

Manche Äußerungen der Beteiligten sind allerdings entlarvend. So sagte der FRONTEX-Chef Illka Laitinen im Jahr 2007: „Der unbescholtene Reisende soll sich möglichst frei und ungehindert über die Grenzen hinwegbewegen können. Alle, die es nicht verdienen und die man nicht auf seinem Territorium haben will, müssen aufgehalten werden.“ Schon hier stellt sich die Frage, ob ausgerechnet Laitinen und seine Untergebenen diejenigen sind, die entscheiden können und sollten, wer es „verdient“, nach Europa einreisen zu dürfen. Eigentlich wird so etwas in einem Asylverfahren geklärt.

Tatsächlich aber kommt es oft nicht dazu, weil FRONTEX-Mitarbeiter sich eben doch zu Richtern machen – indem sie beispielsweise auf hoher See nach einem kurzen Blick auf ein Flüchtlingsboot entscheiden, dass keiner dieser Flüchtlinge die Einreise nach Europa „verdient“. Und somit wird zum nächsten Schritt übergegangen, in welchem alle „aufgehalten werden müssen“. Das kann FRONTEX besonders „gut“:

So berichtet Francisco Marí, Beauftragter des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) für die EU-Afrika-Beziehungen, dass „zur Abschreckung verletzten und unterernährten Flüchtlingen Hilfe auf hoher See verweigert wird“. Report Mainz hat über FRONTEX berichtet, dass mit Unterstützung europäischer Polizeikräfte, darunter der deutschen Bundespolizei, Flüchtlinge, die schon tagelang auf dem Meer unterwegs sind, wieder in die Ausgangshäfen zurückgeschickt werden. Sie werden abgedrängt und unter Gewaltandrohung und ohne humanitäre Hilfe zu leisten an der Weiterfahrt zu den nahen europäischen Küsten gehindert.

Tausende ertrinken inzwischen Jahr für Jahr im Mittelmeer, weil ihnen jede Hilfe verweigert wird. Italien und Spanien haben ihren Fischern unter Strafandrohung verboten, schiffbrüchige Flüchtlinge aufzunehmen. Dao Gayé, Präsident der senegalesischen Fischervereinigung, meint: „Die hochgerüstete Polizeitruppe FRONTEX sollte lieber Jagd auf die europäischen und asiatischen Piratenfischer machen, dann hätten unsere Jugendlichen weniger Gründe, in Europa Arbeit zu suchen.“

Bitte helfen Sie uns, auf diese Problematik weiterhin aufmerksam zu machen und Verbesserungen lautstark einzufordern. Engagieren auch Sie sich: Spenden Sie unter dem Stichwort „Fluchtursachen bekämpfen!“ Spenden können Sie hier. Fördermitglied (ab 60 Euro jährlich) werden Sie hier. Zustiften (ab 5.000 Euro) können Sie hier. Eine Ansparzustiftung (ab 20 Euro monatlich) zeichnen Sie hier.

: 7
Rückblick der Jahre 1993 bis 2009:
Beispiele deutscher Flüchtlingspolitik

Was geschieht mit den Menschen, denen die Einreise nach Europa bzw. in die Bundesrepublik Deutschland gelungen ist? Die in Berlin ansässige Antirassistische Initiative dokumentiert „Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen“. Die Dokumentation von 1993 – 2009 liegt jetzt in der 17. aktualisierten Auflage vor.

Die Dokumentation ist eine chronologische Sammlung von Einzelschicksalen (soweit diese bekannt wurden), in denen Menschen körperlich zu Schaden gekommen sind. Es geht ausschließlich um Flüchtlinge, die sich in Deutschland aufhalten oder aufgehalten haben bzw. diejenigen, die aus Deutschland abgeschoben wurden, dann misshandelt, gefoltert oder getötet wurden oder spurlos verschwanden.

Jede einzelne Meldung ist mit mindestens einer Quellenangabe versehen. So meldete der Jesuiten-Flüchtlingsdienst beispielsweise am 10. Juni 2008: „Abschiebegefängnis Berlin-Köpenick. Eine 31 Jahre alte Vietnamesin wird aus der Haft entlassen. Sie ist schwanger und hat während ihrer 40-tägigen Haftzeit so sehr an Gewicht verloren, daß Folgen für das ungeborene Kind nicht auszuschließen sind. Die Entlassung erfolgt nach einer Eingabe der Seelsorgerin an die Leiterin der Ausländerbehörde.“

Schrecken solch unvorstellbarer Art verbirgt sich hinter jeder einzelnen Position der Zusammenfassung der Situation in Deutschland für das Jahr 2009:

– 27 Flüchtlinge erlitten bei der Einreise Verletzungen, davon vier an den deutschen Ost-Grenzen.

– Ein Flüchtling tötete sich in Haft.

– Mindestens 32 Flüchtlinge verletzten sich selbst oder versuchten sich umzubringen und überlebten zum Teil schwer verletzt; davon befanden sich elf Menschen in Abschiebehaft.

– Sieben Flüchtlinge wurden durch Zwangsmaßnahmen oder Misshandlungen während der Abschiebung verletzt.

– Mindestens elf Personen wurden im Herkunftsland von Polizei oder Militär misshandelt und gefoltert oder kamen anderweitig ernsthaft zu Schaden.

– Bei abschiebe-unabhängigen Polizeimaßnahmen wurden mindestens neun Flüchtlinge verletzt, davon acht Personen durch Bewachungspersonal in Haft.

– Bei Bränden und Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte wurden 24 Menschen zum Teil erheblich verletzt.

Bestellen können Sie die Dokumentation bei der Antirassistischen Initiative oder hier.

Unterstützen Sie die ethecon Kampagne „Fluchtursachen bekämpfen!“ Spenden können Sie hier. Fördermitglied (ab 60 Euro jährlich) werden Sie hier. Zustiften (ab 5.000 Euro) können Sie hier. Eine Ansparzustiftung (ab 20 Euro monatlich) zeichnen Sie hier.

: 8
Oury Jalloh:
Tod eines Flüchtlings

Flüchtlingselend ist nicht anonym. Flüchtlingselend hat Namen und Gesichter. Z.B. der Afrikaner Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 an Händen und Füßen gefesselt in einer Dessauer Polizeizelle bei lebendigem Leib verbrannte. 2008 endete der Prozess gegen die angeklagten Polizisten mit einem Freispruch.

Auf Verlangen der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh legte die Nebenklage Widerspruch gegen das Urteil beim Bundesgerichtshof (BGH) ein – und bekam Recht. Die Initiative ist überzeugt davon, dass es sich bei Jallohs Tod um Mord handelt. Sie bezeichnet der ersten Prozess als eine Farce, bei dem Polizisten vertuscht und gemauert haben, während Lügen und Falschaussagen von Zeugen und Angeklagten ohne Konsequenzen blieben. Der BGH folgt diesen Argumenten weit genug, um den Prozess neu aufrollen zu lassen.

Eigentlich sollte das Revisionsverfahren am 25. Oktober am Landgericht in Magdeburg beginnen. Wegen Krankheit eines angeklagten Polizisten ist die Verhandlung nun auf Anfang Januar 2011 verschoben worden. Da dieser Polizist nicht zum ersten Mal krank gemeldet worden ist, betrachtet die Initiative dies als Verzögerungstaktik, durch die wertvolle Zeit für die Wahrheitsfindung verstreichen soll und all diejenigen, die gegen rassistisch motivierte Staatsgewalt kämpfen, mürbe gemacht werden sollen.

Die Initiative ruft daher am 25. Oktober zu einer Mahnwache vor dem Landgericht Magdeburg mit anschließender Pressekonferenz und einem Demonstrationszug durch Magdeburg auf. Ihr Motto: „Oury Jalloh – Das war Mord! Wir fordern Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung!“

Unterstützen Sie bitte die ethecon Kampagne „Fluchtursachen bekämpfen!“ Spenden können Sie hier. Fördermitglied (ab 60 Euro jährlich) werden Sie hier. Zustiften (ab 5.000 Euro) können Sie hier. Eine Ansparzustiftung (ab 20 Euro monatlich) zeichnen Sie hier.

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Es gibt in Deutschland ca. 20 Tsd. Stiftungen, international mehrere hunderttausend. Zumeist sind es Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen, denen es in erster Linie um Macht und Geld geht, etwa den Erhalt großer Familienvermögen bzw. die Sicherung der gegebenen politischen Verhältnisse. Es gibt auch Förderstiftungen für alle möglichen Zwecke und sehr viele karitative Stiftungen, die sich um eine Vielzahl von Umweltschutz-, Gesundheits- etc. Problemen kümmern.

ethecon ist eine der wenigen Stiftungen, die sich system-, konzern- und globalisierungskritisch für einen grundlegenden Wandel der Verhältnisse engagieren. ethecon ist eine Stiftung „von unten“, die sich vor allem in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht.

Die Stiftung hat derzeit 14 StifterInnen, weitere Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften sind willkommen.

Spenden bitte an:

EthikBank
Konto 30 45 536
BLZ 830 944 95
Internationale Bankverbindung
BIC GENODEF1ETK
IBAN DE 58 830 944 95 000 30 45 536

Werden Sie Fördermitglied. Ab 60 Euro jährlich möglich. Formlose Mitteilung unter Angabe eines Kontos zur Abbuchung des Beitrages genügt: info@ethecon.org

Bei Interesse an einer Zustiftungen sprechen Sie am besten mit uns. Kurze Nachricht genügt.

Spenden können Sie hier. Fördermitglied (ab 60 Euro jährlich) werden Sie hier. Zustiften (ab 5.000 Euro) können Sie hier. Eine Ansparzustiftung (ab 20 Euro monatlich) zeichnen Sie hier.

ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie
Wilhelmshavener Str. 60
D-10551 Berlin
Fon 030 – 22 32 51 45
eMail info@ethecon.org
Internet www.ethecon.org/

Oder direkt an den Vorstand:

Axel Köhler-Schnura
Schweidnitzer Str. 41
40231 Düsseldorf
Fon 0211 – 26 11 210
Fax 0211 – 26 11 220
eMail aks@ethecon.org

Vorstand

Axel Köhler-Schnura/Düsseldorf
Dipl. Kfm./Träger des Preises für Zivilcourage 2000

Hubert Ostendorf/Düsseldorf
Dipl. Rel. Päd./Journalist und Galerist

Gudrun Rehmann/Detmold
Journalistin

Kuratorium

Elke von der Beeck/Wuppertal
Erwachsenenbildnerin

Uwe Friedrich/Bonn
Dipl. Ing. und Stadtplaner/Betriebsratsvorsitzender

Katharina Kniesche-Schubert/Hamburg
Bankkauffrau/Betriebsratsvorsitzende

Christiane Schnura/Düsseldorf
Dipl.Soz.Päd.

Wolfgang Teuber/Lübeck
Journalist

Karen Teuber-Genn/Norden
Dipl.Päd. und Theaterpädagogin

Lydia Will/Bergisch Gladbach
Studentin