ethecon-Preisträgerin Diane Wilson soll wegen BP-Protest zweieinhalb Jahre ins Gefängnis
Am Freitag, 20. August, beginnt um 9.30 Uhr Ortszeit am Superior Court of the District of Columbia, dem Kammergericht von Washington DC, die Verhandlung gegen Diane Wilson. Während die für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verantwortlichen BP-Manager ohne Anklage bleiben, drohen der Preisträgerin des Internationalen ethecon Blue Planet Award 2006 fast zweieinhalb Jahre Haft. Der Grund dafür ist ihr friedlicher Protest gegen den BP-Konzern im US-Senat.
Am 9. Juni fand eine öffentliche Sitzung des Energie-Ausschusses im US-Senat statt. Als Protest, vor allem gegen die republikanische Senatorin Lisa Murkowski, übergoss sich die Umwelt- und Politaktivistin Diane Wilson mit nachgemachtem Öl. Die Senatorin wollte eine Gesetzesvorlage blockieren, mit der die Haftungsbegrenzung von Öl-Firmen aufgehoben werden sollte. Diese lag zu dem Zeitpunkt noch bei $75 Millionen – bei weitem nicht genug, um die von BP angerichteten Schäden zu beheben. Diane Wilson empörte sich: „Wie kann sie es wagen, für ‚Big Oil’ Partei zu ergreifen und gegen die Amerikaner, die von diesem von Menschen gemachten Desaster so erschüttert sind?“
Daraufhin wurde Wilson, Garnelenfischerin im Golf von Mexiko, verhaftet und abgeführt. Allein für diese friedliche Meinungsäußerung, in offizieller Lesart „Störung einer Senatssitzung“, soll sie 280 Tage ins Gefängnis. Als erster Gerichtstermin dazu wurde der 18. Juni festgelegt. Daraufhin forderte Medea Benjamin, neben Diane Wilson eine der Mitbegründerinnen der feministisch-pazifistischen Bürgerrechtsbewegung Code Pink: „Der BP-Geschäftsführer Tony Hayward sollte im Gefängnis sein, nicht eine verzweifelte Garnelenfischerin!“
Noch bevor es zur Verhandlung kommen konnte, protestierte Diane Wilson ein weiteres Mal gegen die Verantwortlichen von BP. Bei der Kongress-Anhörung des BP-Chefs Hayward forderte sie mit schwarz verschmierten Händen und Gesicht lautstark dessen strafrechtliche Verfolgung. Diese Unterbrechung der Kongress-Anhörung sowie Wilsons angeblicher Widerstand gegen ihre Verhaftung sollen wiederum mit jeweils 280 Tagen Haft geahndet werden.
Über diese insgesamt 840 Tage wird am Freitag verhandelt. „ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ betrachtet die Protestaktionen der Preisträgerin als Teil ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung und fordert, alle Anklagepunkte umgehend und bedingungslos fallen zu lassen. Axel Köhler-Schnura, Vorstand von „ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“, ist fassungslos: „Durch rücksichtslose Profitgier hat der BP-Konzern den Tod von elf Menschen und eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten verschuldet. Die Macht der Konzerne ist so groß, dass die Täter unbehelligt bleiben, während die Opfer durch Gefängnisstrafen eingeschüchtert und mundtot gemacht werden sollen!“
Diane Wilson wurde im Jahr 2006 für ihren engagierten Einsatz zur Rettung des Blauen Planeten von der Stiftung ethecon mit dem internationalen Blue Planet Award 2006 ausgezeichnet. Die Fischerin und Mutter von fünf Kindern kämpft seit Jahrzehnten gegen die Zerstörung eines der artenreichsten Biotope der Erde, den Golf von Mexiko.