Grußwort Jürgen Knirsch / Greenpeace

Die Erdöl-Industrie ist nicht arm an Skandalen. Seien es Umweltzerstörungen, Menschenrechtsverletzungen, Bestechungen oder das Leugnen des Klimawandels – einer der Namen BP, Chevron, ExxonMobil, Shell oder Total ist immer damit verbunden. Dass es dennoch der BP-Konzern ist, der in diesem Jahr den „Black Planet Award“ verliehen bekommt und damit gegenüber den Konkurrenten hervorgehoben wird, ist richtig. Denn BP ist nicht nur für die größte zivile Öl-Katastrophe der letzten hundert Jahre verantwortlich, der Konzern hat auch im Umgang mit der Katastrophe alle möglichen Fehler begangen. Er weigert sich zudem beharrlich, aus dem Unglück die Lehre zu ziehen, dass Tiefseebohrungen nicht sicher zu handhaben sind und deshalb aufgegeben werden sollten. Noch bevor das Bohrloch der im Golf von Mexiko explodierten Ölförderplattform Deepwater Horizon verschlossen war, kündigte BP ein neues Vorhaben für Ölforderungen vor der Küste Libyens an – wohl wissend, dass Libyen neben Kroatien einer der beiden Staaten im Mittelmeer ist, der über keinen Notfallplan im Falle einer Ölkatastrophe verfügt.

Aus dem BP-Bohrloch „sprudelten“ über 3 Monate ca. 670.000 Tonnen Rohöl. Zudem wurden 6,8 Millionen Liter Detergentien auf die Wasseroberfläche versprüht bzw. direkt am Bohrloch injiziert, mit dem Ziel, das Öl vor unseren Augen zu verbergen. Dass dies letztlich nicht klappte, ist den Umweltschutzorganisationen, den Medien und auch den Anhörungen in den USA zu verdanken. Deren Arbeit führte dazu, dass die folgenden Fakten bekannt wurden: BP hatte seine Sicherheitsstandards in den letzten Jahren bewusst reduziert, hat wissentlich falsche Angaben über das Unglück geliefert, manipulierte Bilder, untersagte Medien einen freien Zugang zu den durch die Ölkatastrophe betroffenen Gebieten, machte sich durch Geschenke und Parties die Überwachungsbehörden wohlgesonnen, überwies großzügige Wahlkampfspenden an den gegenwärtigen US-Präsidenten und verhängte Wissenschaftlern einen Maulkorb. All das und vor allem die gravierenden Umweltauswirkungen der Katastrophe sind mehr als genug, um den „Black Planet Award“ verliehen zu bekommen.

Doch wir sollten die Preisverleihung auch zum Anlass nehmen, einen Blick nach vorne zu richten und zwar nicht auf den mal großmaulig mit dem Slogan „Beyond Petroleum“ angetretenen Öl-Konzern BP, sondern auf die gesellschaftlichen Aufgaben, die vor uns liegen. Wir sollten für die folgenden Forderungen eintreten:

> Weltweit dürfen Staaten keine neuen Lizenzen für Tiefseebohrungen vergeben.

> Alle Ölkonzerne müssen ihre Projekte und Pläne für die Ausbeutung der Ölreserven in der Tiefsee aufgeben.

> Alle bestehenden Öl- und Gasförderanlagen weltweit müssen von unabhängiger Seite auf ihre Sicherheit hin überprüft und gegebenenfalls stillgelegt werden.

> Die Konzerne sind für die durch sie verursachten Schäden in vollem Umfang verantwortlich zu machen. Es muss zudem ein unabhängig verwalteter Ölschadensfond, gespeist von den Ölkonzernen, eingerichtet werden, der auch dann greift, wenn Konzerne nicht mehr zahlungsfähig sind.