Wo sind die „Madleen“-Aktivist*innen?
Das Schiff „Madleen“ war in humanitärer Mission unterwegs Richtung Gaza. Internationale Aktivist*innen, darunter Greta Thunberg, wollten Hilfsgüter nach Gaza bringen. Als Zeichen des Protests gegen die seit zwei Jahren andauernde Abriegelung, Aushungerung und Bombardierung des 360 km2-großen Gaza-Streifens durch die israelische Regierung und gegen die zunehmende militärische Aggression gegen das palästinensische Westjordanland. Als Zeichen der Solidarität mit den ca. 2,5 Mio. Menschen im Gaza-Streifen und den ca. 3 Mio. Palästinenser*innen im Westjordanland.
Nach dem schrecklichen und unangekündigten Angriff der Hamas und anderer bewaffneter Gruppen auf Israel am 07. Oktober 2023 mit ca. 1.200 getöteten Menschen und 251 verschleppten Geiseln wurden durch die israelische Armee bis heute ca. 55 Tsd. palästinensische Zivilist*innen getötet und ca. 125.000 verletzt. Laut UN ca. 70 Prozent Frauen und Kinder. Zudem mehr als 200 Journalist*innen sowie Hunderte Ärzt*innen, Angehörige der medizinischen Versorgung, des humanitären Personals und Angehörige der UN.
Die „Madleen“ wurde in internationalen Gewässern vor der Küste Gazas von der israelischen Armee widerrechtlich gestoppt. Die zwölfköpfige Besatzung wurde entgegen internationalem Rechts verschleppt. Zuvor wurde das Schiff bereits in Sizilien mit Drohnen bedroht und vor dem Militäreinsatz mit akustischer Geräuschkulisse sowie mit einem bis zum Moment unbekannten weißen Pulver attackiert.
Wie es nach dem Militär-Angriff auf die „Madleen“ weiterging, ist bis zum Moment unklar. Greta Thunberg und weitere Aktivist*innen wurden bereits ausgewiesen, die anderen Aktivist*innen sollen „in Haft“ genommen worden sein. Kein Mensch weiß, wo sie sich befinden, es gibt bislang keine authentische Meldung der Betroffenen, der Angehörigen oder eines anwaltlichen Vertreters.
Und die USA & Deutschland?
Die Mission der „Madleen“ und ihrer Besatzung wird von den Medien weitgehend als „Inszenierung“ (SPIEGEL), „PR-Stunt“ (Frankfurter Rundschau) oder „Segeltörn für Selbstdarsteller“ (Berliner Tagesspiegel) herabgewürdigt. Die Hintergründe und das Vorgehen des Militärs gegen diesen zivilen Einsatz werden unsachgerecht dargestellt oder gar ganz weggelassen.
Kein Wunder, geht es doch wieder einmal um Märkte und Profite und um die Vorherrschaft des westlichen Kapitalismus im Nahen Osten. Der US-Präsident will den Gaza-Streifen entvölkern und in ein Badeparadies umwandeln, der deutsche Kanzler sichert dem vom internationalen Gerichtshof gesuchten israelischen Präsidenten zu, dass Deutschland den Haftbefehl nicht vollziehen werde und sorgt für die reibungslose Lieferung von Waffen nach Israel. Seit dem 7. Oktober 2023 hat Deutschland Waffen im Wert von 485 Millionen Euro nach Israel genehmigt und damit nicht nur ordentlich mitverdient, sondern das mörderische Vorgehen Israels gegen die palästinensische Bevölkerung aktiv unterstützt. Die USA haben gar Sanktionen gegen Richter*innen des Internationalen Gerichtshofs verhängt.
ethecon Preisträger*innen fordern Frieden
Der 2018 verstorbene international hoch angesehene israelische Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery setzte sich zeitlebens für die Unterdrückten Palästinenser ein und kritisierte die Regierung Israels scharf für ihr antipalästinensisches Vorgehen. In seinem Buch „Von Gaza nach Beirut: Israelisches Tagebuch“ schrieb er darüber, wie der Staat Israel seine Unschuld verlor. Er wurde von ethecon im Jahr 2008 mit dem Internationalen ethecon Blue Planet Award geehrt.
Jean Ziegler, Internationaler Blue Planet Preisträger 2012 und langjähriger UN-Sonderberichterstatter, stellt im Rahmen seines neuen Buchs klar, dass sich Israel nicht über das Recht auf Nahrung hinwegsetzen kann. Die Menschen in Gaza sind akut vom Hungertod bedroht. Jedes zweite Kind leidet schon an Mangelernährung.
Mary Ann Wright, die Blue Planet 2018 Preisträgerin, äußert sich im Voraus bereits direkt zu der Flotilla Mission der „Madleen“: „Wenn Israel die „Madleen“ angreift, eine zivile Mission, die am 1. Juni nach Gaza segelt, dann deshalb, weil die Welt jahrzehntelang Israels ungestrafte Gewalt geduldet hat, von Massakern in Gaza und im Westjordanland bis hin zu Piraterie und der Ermordung von humanitären Helfern in internationalen Gewässern.“
Und auch die mit dem Internationalen ethecon Blue Planet Award 2013 ausgezeichnete Holocaust-Überlebende Esther Bejarano sprach in einem Interview, kurz vor ihrem Tod, über die Geschehnisse in Gaza, die sie selbst sehr aufwühlten: „Ich möchte sagen: ich war schon immer gegen die unmenschliche Politik gegenüber den Palästinensern und gegen den Krieg gegen sie … Und wenn ich das sage, werde ich des Antisemitismus beschuldigt.“ Zum Kampf der Bewohner des Gaza-Streifens sagt sie: „Ich bin der Meinung, die Palästinenser haben das Recht, sich gegen das, was Israel ihnen antut, zur Wehr zu setzen. Das ist völlig berechtigt. Sollen wir zulassen, dass sie von den Israelis umgebracht werden? Es wird gesagt, die Hamas habe Israel mit Raketen beschossen, deswegen trüge sie die Verantwortung für den Krieg. Ja, wer hat denn den Krieg begonnen? Das waren nicht die Palästinenser!“
ethecon ruft zur Demo-Teilnahme in Berlin auf
Am 14. Juni findet in Berlin die Demonstration „Stoppt den Völkermord, das Aushungern und die Vertreibung der Palästinenser!“ der Initiative „Nie wieder Krieg“ statt. ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie unterstützt die Forderung der Demonstration und ruft ihre Mitglieder auf, sich daran zu beteiligen. Der Druck von der Straße muss jetzt zunehmen, ehe es zu spät ist und es keine Palästinenser mehr im Gaza-Streifen gibt.
Wann? 14. Juni 2025, Beginn 14:00 Uhr
Wo? Berlin, Platz des 18. März
Alles für den Frieden!
Im Mai fand mit vieltausendfacher Beteiligung in Jerusalem der „Friedensgipfel der Völker der Welt“ statt. Begleitet von Massendemonstrationen in Israel, bei denen Hunderttausende auf die Straßen gingen.
Aktuell demonstrierten israelische Friedensaktivisten am Freitag, dem 6. Juni, nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza im Rahmen eines Protestmarschs für ein Ende des Krieges und des Hungers. „Die Blockade und der Hunger schützen niemanden. Der Krieg gibt uns keine Sicherheit und bringt die Geiseln nicht zurück“, machten die Demonstranten deutlich. Am 7. Juni fanden in ganz Israel Proteste statt, die die Freilassung der Geiseln und das sofortige Ende des Krieges forderten und sich gegen die rechtsextreme Regierung von Benjamin Netanjahu richteten.
Tausende aus aller Welt werden am „Globalen Marsch nach Gaza“ teilnehmen, der bereits weltweit gestartet ist. Es werden Demonstrierende aus über 50 Ländern erwartet.
Von all dem ist in den deutschen Medien nichts zu finden.
ethecon unterstützt all diese Proteste und Aktionen.
ethecon fordert:
Alles für den Frieden!
Waffenstillstand sofort! Stoppt das Töten in Gaza!
Stoppt den Völkermord an den Palästinensern!
Stopp der Waffenlieferungen nach Israel!
Sicherstellung der humanitären und medizinischen Versorgung!
Wahrung der Menschenrechte! Kein Mensch darf hungern!
Keine Kriminalisierung von Aktivisten, die sich gegen die völkerrechtswidrige Seeblockade des Gaza-Streifens stellen! Freilassung aller Aktivist*innen!
Mit solidarischen Grüßen,
Marius Dornemann