ethecon eMail News | Oktober 2022

Guten Tag,

und wieder haben wir einen turbulenten Monat hinter uns! Aus aller Welt kommen ernüchternde, gar erschreckende Nachrichten: Es geht rasend nach rechts!

Italien wählte seit dem Zweiten Weltkrieg das erste Mal wieder eine Regierung unter Einbeziehung von Faschisten, die sich ausdrücklich auf Mussolini beziehen. In Schweden erzielen Rechtspopulisten bei den Wahlen ein Rekordergebnis. In Frankreich rüsten sich die Faschisten für die Zeit nach Macron. Und auch in Niedersachsen fährt die AfD schockierende Gewinne ein.

Doch auch der normale demokratische Alltag ist erschütternd. In England werden Kritiker*innen der Monarchie festgenommen und ihre frisch gekrönte „Eiserne Lady 2.0“, löst im ersten Monat ihrer Amtszeit eine Wirtschaftskrise aus. In ganz Europa geht die Rüstung nach oben und die Haltung der regierenden Parteien, so es sich noch nicht um offen rechte Parteien ahndelt, ebenfalls stramm nach rechts.

Zugleich gerät die Welt aus den Fugen. Der Ukraine-Krieg eskaliert ebenso wie die Öko-, Flüchtlings-, Hunger- und die sozialen Katastrophen. Es sind die Bevölkerungen der Welt, die die Rechnungen werden begleichen müssen. Sie werden für geopolitische Interessen zum Verhungern, Erfrieren und Elend verurteilt. Diplomatie, Frieden und soziale Sicherung müssen der Weg sein!

Die Klimabewegung mag Beispiel sein. Gerade wurden von der Politik die (Profit-)Interessen von RWE bedient und Lützerath zum Abbaggern freigegeben, schon gingen in über 25 Städten bundesweit Menschen am letzten 07.10. für das Klima und Lützerath auf die Straße. Die Politik spürt den Druck – den gilt es zu erhöhen. 

Es ist also ein harter Kampf: gegen Rechtsruck, Kriegstreiberei und Klima-GAU. Es scheint schwierig, an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Doch sie haben alle eins gemeinsam: Konzern- und Profit-Interessen.

ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie deckt seit 18 Jahren Konzernverbrechen auf, trägt sie in die Öffentlichkeit und organisiert bzw. unterstützt nach Kräften den Widerstand. Wir nennen die Akteure beim Namen. So haben wir z.B. RWE-Chef Markus Krebber und seine Großaktionär*innen mit dem Internationalen ethecon Dead Planet Award an den Pranger gestellt. Sie sind die maßgeblich Verantwortlichen für die Zerstörung der Umwelt und des Klimas und dafür, dass Deutschland seine 1,5-Grad Ziele aufgibt.

Konzernkritik bleibt Kämpfe-übergreifend zentral relevant.

Aber wir brauchen Deine Unterstützung.

Unsere international konzernkritische Arbeit stemmen wir, bis auf eine Stelle, mit ehrenamtlicher Kraft. Mit mehr Aktiven, können wir noch schlagkräftigere Aktionen organisieren. Melde Dich hier, wenn Du mitmachen möchtest oder tritt unserer Signal-Gruppe bei.

Mit solidarischen Grüßen

ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie

www.ethecon.org / info@ethecon.org

Du findest in diesen [ethecon eMail News]
(hier nur die Überschriften, die Artikel weiter unten):

: [1]
RWE
Dreckige Geschäfte

: [2]
Lebenslaute
Musizieren am Abgrund

: [3]
Jean Ziegler
Hunger ist Mord

:[4]
AMAZON
Prime-Day Streiks

:[5]
Gaby Weber
Doku deckt Ökozid auf

:[6]
#SolidarischerHerbst
Bundesweite Demonstrationen

: [1]
RWE
Dreckige Geschäfte

Am 23. September fand der Globale Klimastreik statt. Als ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie waren wir vor dem Wirtschaftsministerium NRW präsent und haben gemeinsam mit unseren Verbündeten Druck auf die Politik gemacht: für den Ausstieg aus fossiler Energien, der Vergesellschaftlichung der Energieversorgung und für den Erhalt von Lützerath.

Zu dem Zeitpunkt saß die Grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur im 90 Meter hohem Elfenbeinturm – das Mannesmann-Hochhaus, auch Vodafone-Hochhaus genannt, indem das Ministerium haust—und hat mit RWE-Chef Markus Krebber verhandelt. Ihre Botschaft: „Lützerath gehört RWE. Punkt.“ Was das hieß, erfuhren wir eine Woche später: Lützerath wird abgebaggert. 

Die Ergebnisse der Verhandlungen sind ein einziger Skandal. Lützerath steht für die Einhaltung des 1,5 Grad Zieles – nicht nur weil es ein Symbol des Widerstandes gegen RWE ist, sondern auch weil die Kohle unter Lützerath trotz Gaskrise nicht gebraucht wird.

Warum die Verhandlungen aber eine totale Kapitulation vor Konzerninteressen ist und wie in dem Eckpapier des Ministeriums gemogelt wird, haben wir in dieser Erklärung aufgearbeitet.

Unmittelbar anch dieser für die RWE-Profite „goldenen Botschaft“ hat sich RWE einen weiteren verbrecherischen „Groß-Investor“ ins Boot geholt: Katar, einen Staat, der von seinen Öl-Profiten lebt und durch Folter, Sklaverei, Frauen- und LGBTIQ*-Unterdrückung und andere Verbrechen seit Jahren massiv in der Kritik steht. Diese Verbrecher sind nun der größte Aktionär von RWE.

Die QATAR INVESTMENT AUTHORITY (QIA) gehört zu den 15 größten Staatsfonds der Welt. Sie ist bereits bei der DEUTSCHEN BANK, bei VOLKSWAGEN und PORSCHE engagiert.

Ein Grund mehr, dass RWE endlich enteignet wird. Wir bleiben bei unserer Forderung, das RWE in öffentliches Eigentum überführt werden muss. Genau deshalb haben wir auch RWE-Chef Markus Krebber und seine Großaktionär*innen mit dem Internationalen ethecon Dead Planet Award an den Pranger gestellt.

: [2]
Lebenslaute
Musizieren am Abgrund

August 2021 musizierte das Polit-Orchester „Lebenslaute“ im Tagebau Garzweiler II unter dem Titel “Mit Achtel und Triole gegen Klimakiller Kohle – ALLE Dörfer bleiben!”. Dafür wurden drei der Musiker*innen juristisch verfolgt. RWE hat ihnen „Hausfriedensbruch“ vorgeworfen.

Im März 2022 wurden alle Angeklagten vom Amtsgericht Mönchengladbach-Rheydt freigesprochen. Diese Aktion wäre vom Grundrecht von Gewissens-, Versammlungs-, und Meinungsfreiheit gedeckt gewesen.

Am 23. September hat das Oberlandesgericht Düsseldorf die drei Freisprüche aufgehoben.

Ein Musiker von „Lebenslaute“ hat Berufung gegen seine Verurteilung eingelegt.

ethecon arbeitet seit vielen Jahren mit „Lebenslaute“ zusammen und unterstützt die Mahnwache zum Prozess gegen den Musiker:

Wann? Freitag, den 21. Oktober, 2022 um 10:00.

Wo? Landgericht Mönchengladbach, Hohenzollernstr. 157 Mönchengladbach Rheydt.

Wenn Du die Zeit und Möglichkeit hast, komm bitte vorbei und sei solidarisch mit unseren Freund*innen bei Lebenslaute!

Bitte beachte: 

Wir sind eine Stiftung „von unten“. Die Stärke unseres Netzwerkes ist die Selbstorganisation. In unserem Netzwerk arbeiten viele Ehrenamtliche aus Deutschland und anderen Ländern der Welt zusammen.

Wenn wir über Aktionstermine informieren, wissen wir vorher nicht, wie stark letztendlich die Beteiligung vor Ort sein wird. Trotzdem fordern wir immer dazu auf, teilzunehmen und liefern auch gerne auf Wunsch ein ethecon Transparent für die Teilnahme. 

Wenn Du Dich also entscheidest, unserem Aufruf zu folgen, schreib uns bitte eine Mail oder schreib uns über Signal. Dann können wir Dich mit anderen Aktivist*innen vernetzen.

Mehr über Lebenslaute und ihre Aktionen erfährst du hier: https://www.lebenslaute.net/

: [3]
Jean Ziegler
Hunger ist Mord

Jean Ziegler, Preisträger des Internationalen ethecon Blue Planet Award, eröffnete am 11. September das „Brucknerfest Linz“.

In seiner Eröffnungsrede, machte Ziegler auf die zunehmende Hungernot auf unserem Planeten und die dramatische Ungerechtigkeit, die damit einhergeht:

„Heute kontrollieren die zweihundert größten Konzerne der Agrarindustrie rund ein Viertel der globalen Lebensmittelerzeugung. … Die Giganten der Lebensmittelindustrie kontrollieren nicht nur die Preisbildung und den Handel der Nahrungsmittel, sondern auch wichtige Bereiche der Agroindustrie, vor allem Saatgut, Dünger, Pestizide, Lagerung, Transport und so fort. … Lediglich zehn Unternehmen – darunter AVENTIS, BAYER, PIONEER und SYNGENTA – beherrschen ein Drittel des Saatgutmarktes, dessen Umsatz mit 23 Milliarden Dollar im Jahr beziffert wird, und 80 Prozent des Pestizidmarktes, dessen Umsatz man für 2021 auf 28 Milliarden Dollar schätzt. … Fünf Unternehmen teilen 77 Prozent des Düngermarktes unter sich auf: BAYER, SYNGENTA, BASF, CARGILL und DUPONT. … Die Kosmokraten beherrschen den Lebensmittelmarkt. Ihre Ideologie ist eine neoliberale Wahnidee: die totale Befreiung und Selbstregierung des Marktes.“

In unserer Juni Newsletter hatten wir die aktuelle Hungersnot im globalen Süden aufgearbeitet und auf die Zusammenhänge von Krieg, Klimakrise und Marktmechanismen hingewiesen.

Im August hatten wir auf die Machtstricke der Agrar- und Lebensmittellobby in Brasilien aufmerksam gemacht.

Eine neue Oxfam-Studie zeigt nun, wie die Klimakrise den Notstand nochmal drastisch verschärft. Die Studie besagt auch: Mit dem Profit, den die fossilen Energiekonzerne innerhalb von 18 Tagen einnehmen, könnte der gesamte von der UN veranschlagter weltweiter Bedarf an humanitärer Hilfe in diesem Jahr gedeckt werden. Es ist genug Geld und auch genug zu essen da.

Wir danken unserem Blue Planet Preisträger Jean Ziegler vielmals für seinen unermüdlichen Einsatz und dass er bei jeder Gelegenheit eines unserer Hauptanliegen, den Welthunger, auf die Tagesordnung setzt und nicht davor scheut, auf die Zusammenhänge zwischen Konzernen, neoliberalen Marktstrukturen und globaler Ungleichheit hinzuweisen.

Die Rede kann hier nachgelesen werden.

: [4]
AMAZON
Prime-Day Streiks

Immer mehr AMAZON Logistikzentren werden bestreikt – seit dieser Woche wird in den Standorten in Koblenz (Rheinland-Pfalz), Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Rheinberg, Werne und Dortmund (Nordrhein-Westfalen) die Arbeit niedergelegt.

Anlass dafür ist der „AMAZON Prime Day“ – der Tag an dem AMAZON besonders viele Sonderangebote anbietet, um den Konsumwahnsinn anzukurbeln.

2022 organisiert der Online-Händler gleich zwei Prime Day-Aktionen und erwartet Rekordgewinne. Der Konzern baut darauf, mit solchen Kampagnen das Einkaufsverhalten von Kund*innen zu ändern. Studien belegen bereits, dass viele Menschen tatsächlich schon viele Monate zuvor anfangen, für den „AMAZON Prime Day“ zu sparen.

Während die Profite für AMAZON sprudeln, beklagen die Beschäftigten nicht nur niedrige Löhne, sondern auch die unsicheren, befristeten Arbeitsverträge und seit neuem sogar die Einführung der 6-Tage-Woche. ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie ist solidarisch mit allen Streikenden in den Betrieben.

2020 verliehen wir AMAZON-Gründer Jeff Bezos den International ethecon Dead Planet Award. ethecon unterstützt den Kampf der Beschäftigten von AMAZON international.

: [5]
Gaby Weber
Doku deckt Ökozid auf

ethecon Ehrenmitglied Gaby Weber deckt in ihrem aktuellen Film das Fischsterben in der Oder auf.

Der Hauptverdächtige? Ein Kohlekraftwerk in Polen.

Anfang August tauchen in der Oder massenhaft tote Fische auf, bisher 300 Tonnen verendete Tiere. Ein wahrer Ökozid. Die Ursachen und die Verursacher sind bis heute nicht ermittelt – zumindest laut Behauptungen der zuständigen Umwelt-Behörden.

Von einem Whistleblower bekommt Gaby Weber interne Dokumente aus dem Kohlekraftwerk im polnischen Opole. Hier hat das Fischsterben angefangen. Ihre Vermutung: während Reparaturen wurden gefährlich erhitzte Kessel mit Flusswasser gekühlt, dass dabei – samt Asche und Chemikalien – in die Oder gelangt ist.

Der Film ist auf Youtube einsehbar: https://youtu.be/80K2dw40hBg

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#SolidarischerHerbst
Bundesweite Demonstrationen

Die Herrschenden führen Krieg, die Banken und Energiekonzerne fahren gewaltige Übergewinne ein und die Politik scheint ratlos. Währenddessen bangen Millionen von Menschen um die nächste Gas- und Stromrechnung, viele haben es mit ernsthaften Existenzängsten zu tun. Und natürlich wartet die Klimakrise nicht darauf, bis wir uns sortiert haben.

Am 22. Oktober ruft ein breites Bündnis zu bundesweiten Aktionen auf. Die Forderungen: Soziales und Ökologisches darf nicht gegeneinander aufgespielt werden. Energie, Mobilität, Ernährung und Wohnen muss bezahlbar sein. Es müssen massiv in erneuerbare Energien investiert werden.

Wann? Am Samstag, den 22. Oktober um 12 Uhr.

Wo?
Berlin, Invalidenpark
Düsseldorf, DGB Haus
Dresden, N/A
Frankfurt am Main, Roßmarkt
Hannover, Goseriedeplatz
Stuttgart, Schlossplatz

Weitere Infos unter: https://www.solidarischer-herbst.de/

Für aus NRW-Anreisende werden Busfahrten organisiert. Weitere Infos dazu hier.